Streuobstanbau ist Immaterielles Kulturerbe

Rettet diese Auszeichnung die stark gefährdeten Streuobstbestände vor vollständiger Vernichtung?

 

Was den Naturschutzverbände schon lange schützenswert war, wurde im März 2021 auch offiziell als lebendige Tradition in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes Deutschlands aufgenommen. Im Kern des Streuobstanbaus stehen die arbeits- und zeitintensive Pflege und Bewirtschaftung der Wiesen sowie die Obstverarbeitung.  Für den Erhalt des Streuobstanbaus sind das Wissen um den sortengerechten Anbau und der fachgerechte Schnitt der Obstbäume notwendig.

 

Der Streuobstanbau umfasst ebenso verschiedene Bräuche wie beispielsweise die Neupflanzung von Bäumen zur Geburt oder Hochzeit und Veranstaltungen wie Apfeltage oder Obstblütenfeste.

 

Für den  NABU Münster ist diese Auszeichnung auch Anerkennung für über Jahrzehnte reichendes Engagement für den Erhalt der Streuobstwiesen im Münsterland. Naturschützer erhoffen sich dadurch auch einen steigendes Interesse der Bevölkerung für diese artenreichen Lebensraum, entstanden durch die traditionelle und nachhaltige Anbauweise regionaler Obstsorten.

 

 

Auch in der Parklandschaft des Münsterlandes gibt es noch viele Streuobstwiesen. Wir sprechen von hotspots der Biodiversität mit bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten und 3000 Obstsorten.

 

Seit einem Viertel Jahrhundert engagieren sich die Mitglieder der AG Obstwiesenschutz im NABU Münster  für den Erhalt der Streuobstwiesen. Damit folgen sie dem Ziel der EU, den Verlust der Biologischen Vielfalt und der Verschlechterung der Ökosystemleistungen in der EU aufzuhalten und deren bestmögliche Wiederherstellung -  wenn auch nur auf kleinem Raum im Münsterland!

 

 

Mit der traditionellen Grünlandbewirtschaftung durch abschnittsweise Mahd mit der Sense und der Verwertung des Heus, tragen die Mitglieder des AG Obstwiesenschutz im NABU Münster maßgeblich zum Erhalt der Artenvielfalt bei.


Selten erwähnt werden die direkten und indirekten Beiträge der Natur zum menschlichen Wohlergehen. Als  CO2-Speicher trägt die Streuobstwiese als halboffener Biotop mit artenreichem Grünland und großkronigen Bäumen effektiv zur Klimaregulierung bei,  siehe Wald (112 to/ha) und  Grünland (158 to/ha) (Quelle Bodenatlas 2015).

Viele Landwirte haben uns berichtet, dass das Grünland unter den Bäumen die Trockensommer der vergangenen Jahre wesentlich besser überstanden hat und der Futterwert höher war als auf den reinen Grünlandflächen.

 

 

Im Gegensatz zu Obst-Plantagen, in denen noch 2018 mehr als 30 Pflanzenschutzmittel-Spitzungen  (BM Ernährung und Landwirtschaft) erfolgten, reift das Obst in Streuobstwiesen ohne jeglichen Einsatz von Pestiziden. Und ist damit für die Obstverarbeitung und den Tafelobstverkauf als regionales Produkt für  Verbraucherinnen und Verbraucher ein Lebensmittel von höchster Qualität.

 

Im Jahr der corona-Pandemie haben viele Menschen den Ausgleich in der Natur gefunden. Das haben auch wir gemerkt. So viele Menschen wie im vergangenen Jahr haben uns schon lange nicht mehr bei der praktischen Arbeit unterstützt.

 

Leider konnten wir unsere Erfolge durch die vielen Pandemie bedingten Einschränkungen nicht in die Öffentlichkeit tragen. Das Jubiläumsfest zum 25-jährigen Bestehen der AG können wir hoffentlich im Oktober mit dem Münsterländer Apfeltag auf dem Mühlenhof in Münster feiern – mit vielen Menschen, die sich für Streuobstwiesen begeistern und Äpfel lieben.