Von wegen „trocken“ – Pflanzen für die Nachwelt erhalten

AG Botanik besucht Sammlungen im Naturkundemuseum Münster

 

„Und dieser Herbarbogen mit Knäuelgras ist von 1841…“ Dr. Bernd Tenbergen zeigt exemplarisch einen DIN A 3-großen Papierbogen mit einem fein säuberlich aufgeklebten und beschriftetem getrockneten Gras. Tief beeindruckt bestaunen die Botaniker der AG Botanik des NABU Münster das gepresste Exemplar aus einer Zeit, als Westfalen noch eine preußische Provinz war und Wissenschaftler vor den gesundheitlichen Schäden von Geschwindigkeiten größer 30 km/h sprachen.

Das Naturkundemuseum beherbergt ein umfangreiches Herbarium mit mehr als 300.000 Exemplaren von bis zu 250 Jahren Alter. Die Sammlung ist nicht frei zugänglich, sondern steht lediglich anfragenden Wissenschaftlern zu Forschungszwecken zur Verfügung. Für die kleine Gruppe des NABU Münster machte Dr. Tenbergen gerne eine Ausnahme, wusste er doch, dass seine Schätze dort auch geschätzt werden.

Warum müssen Allerweltsarten wie das Knäuelgras überhaupt aufwändig jahrhundertelang aufbewahrt werden? Hier weiß Dr. Tenbergen eine Vielzahl guter Argumente: erstens handelt es sich dabei um historische Dokumente, deren Wert sich häufig erst später einschätzen lässt; zweitens sind schon oft Arten, die in einer Epoche als Allerweltsarten galten, einige Jahrzehnte schon selten oder ausgestorben – zum Beispiel viele Arten unserer Heiden und Feuchtwiesen; und drittens steht damit Originalmaterial zur Verfügung, dass beispielsweise taxonomisch für DNA-Analysen verwendet werden kann.

Je mehr man sich damit beschäftigt, desto spannender und interessanter werden die Sammlungen alter Pflanzen also. Das gilt auch für die umfangreichen Pilz-, Flechten- und Moossammlung, die dort ebenfalls eine Heimat gefunden haben. Dr. Tenbergen ist froh über jede private Sammlung, die sonst häufig nach dem Tod von den Erben einfach entsorgt werden, und regt an, bereits zu Lebzeiten eine Übergabe an das Naturkundemuseum vorzunehmen.

Nach einem abschließenden Rundgang durch die nicht minder eindrucksvollen zoologischen Sammlungen treten die Münsteraner Naturschützer den Heimweg an – um erst einmal zu Hause nachzusehen, ob man denn auch selber das Knäuelgras im Herbarium hat...