Münster ohne Menschen - die Welt ohne uns

NABU Münster beteiligte sich an dem Kulturspektakel "Flurstücke"

Wie sähe unsere Heimatstadt aus, wenn die Menschen von heute auf morgen daraus verschwinden würden?

 

Mit dieser Frage beschäftigte sich der Münsteraner Künstler Wilm Weppelmann und lud für die Antwort Dr. Thomas Hövelmann vom NABU Münster in seine "Freie Gartenakademie" ein, die sich für das "Flurstücke"-Spektakel auf einer Brachfläche an der Steinfurter Straße eingerichtet hatte. Mit der Exkursion "Die Welt ohne (mit) uns - Pionierpflanzen in der Stadt" ging Hövelmann vor etwa 20 Besuchern auf die natürliche Entwicklung auf versiegelten Flächen ein und zeigte zahlreiche Beispiele aus der Pflanzenwelt, die auf der seit ca. 20 Jahre ungenutzten ehemaligen Tankstelle bereits Wurzeln geschlagen hatten.
Für die Präsentation der einzelnen Pflanzenarten hatte Hövelmann, der beim NABU die AG Botanik betreut, sich einiges einfallen lassen: so waren die dort wachsenden Heilpflanzen Holunder und Johanniskraut mit Kräuterbonbons und Pastillen der jeweiligen Arten "dekoriert", und den noch nicht blühenden Schmetterlingsflieder zierten einlaminierten Fotos der Blütenstände mit Schmetterlingen. Vor einer Sal-Weide stand ein Weidenkorb mit Aspirin als Hinweis auf die Bedeutung der Weidenarten sowohl als Baumaterial für Fachwerkhäuser und als Flechtmaterial, aber auch als Ausgangsstoff für gebräuchliche Kopfschmerzmittel - stammt doch die Salicylsäure aus der Rinde der Salix-Arten. Sogar ein Laptop kam zum Einsatz, in dem Filmaufnahmen von blühenden Weidenröschen die noch nicht blühenden Exemplare in Endlosschleife spektakulär ins Bild setzen. Das Schmalblättrige Weidenröschen ist übrigens eine echte "Katastrophenpflanze", die rasch überall dort große Bestände ausbildet, wo der Wald durch Waldbrand, Sturm oder Überschwemmung vorübergehend verschwunden ist. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg breitete sich das im Englischen "fireweed" genannte Nachtkerzengewächs massiv aus - mit Katastrophen hat der Mensch eine lange, leidvolle Erfahrung.
Hövelmanns Fazit: der Mensch ist von der Natur abhängig, als Sauerstoffspender, für Nahrung, Baumaterial und Heilwirkung. Die Natur braucht uns nicht, und lässt über kurz oder lang jegliche menschliche Spuren vergessen. Es gibt jedoch einzelne Pflanzenarten, vor allem "Katastrophenarten", die vom menschlichen Tun profitieren - auch in unserer Heimatstadt.

Dr. Thomas Hövelmann vor ungewohnter Kulisse, Bild: Aeneias Panagiotidou
Dr. Thomas Hövelmann vor ungewohnter Kulisse, Bild: Aeneias Panagiotidou