Nordrhein-Westfalen birgt mit seinen Regional- und Lokalsorten einen großen Pool an obstbaulichen Genressourcen innerhalb der Bundesrepublik. Mit seinem alten Baumbestand leistet der Streuobstbau
einen wichtigen Beitrag in der Agrobiodiversität. Mittlerweile ist die Erfassung, Erhaltung und langfristige Sicherung dieser regionalen und lokalen Obstsorten wichtige Zielsetzung auf
Landes-, Bundes- und EU-Ebene.
Nach der Erfassung der Rheinischen Obstsorten startete im November 2012 das Projekt „Erhalt genetischer Ressourcen im Obstbau in NRW“ für den Landesteil Westfalen-Lippe. Gemeinsam
arbeiten der Pomologenverein, der BUND und der NABU NRW daran regionale und lokale Sorten - sofern noch vorhanden - in der Landschaft wieder zu finden, zu sichern und das Wissen der
Eigentümer über die Sorten zusammenzutragen.
Gesucht werden:
• Regionalsorten, deren Verbreitung kreisübergreifend und in größeren regionalen Landschaftsräumen in Nordrhein-Westfalen erfolgte, z.B. Westfälischer Gülderling
(Noblesse)
• Lokalsorten mit räumlich eng begrenzter Ausbreitung, die z.B. die Fläche eine Teilregion eines Kreisgebietes umfassen wie die Apfelsorte „Osterberger Schmerfenten“ im
Kreis Steinfurt oder die „Asbecker Zwetsche“ im Kreis Borken
• Unbekannte und ‚namenlose’ Sorten.
Für das Münsterland hat der NABU Münster die Projekt-Koordination übernommen und möchte Obstkundige, Streuobstinitiativen, Naturschutz- und Heimatverbände sowie Baumschulen einbinden. Wo gibt es Sortenkartierungen, Pflanzpläne, alte Baumschulkataloge, Quartierbücher und Lieferlisten? Welche Geschichte und Herkunft verbirgt sich bei den „namenlosen“ Sorten? Wer kennt die Standorte vom Roten und Gelben Münsterländer Borsdorfer, Lembecker Apfel, Groninger Krone, Nelkenapfel, Zwiebelapfel, Nordkirchener Kernapfel, Asbecker Zwetschge oder Winterköttelbirne?
Unsere Bitte, bringen Sie Ihr Wissen ein und unterstützen Sie uns bei der Recherche nach den obstbaulichen Schätzen des Münsterlandes.
Im Herbst werden Fruchtproben an den genannten Standorten gesammelt. Erfahrene Pomologen überprüfen die Sortenechtheit, um sicherzustellen, dass es sich bei Lokal- und Regionalsorten auch
tatsächlich um solche handelt. Für alle sicher identifizierten westfälisch-lippischen Lokal- und Regionalsorten ermöglicht ein genetischer Fingerabdruck zukünftig eine eindeutige Überprüfbarkeit
der Sorten anhand dieser Referenzsorte und kann damit Irrtümer und Synonyme ausschließen. So lassen sich entweder Dopplungen feststellen oder klären, ob sich hinter unterschiedlichen Sortennamen
identische Sorten verbergen.
Von den gesicherten Standorten der Sorten werden Reiser geschnitten und für die Veredlung von Jungbäumen an Baumschulen gegeben. Jede Sorte, auch die „Namenlose“ soll mindestens 2-fach in
regionale Sortengärten gepflanzt werden.
Anhand historischer und aktueller Belege und Quellen dokumentieren Vertreter des Pomologen-Vereins die gesicherten Sorten in Form von Steckbriefen. Die daraus entstehende Broschüre stellt
die wichtigsten Regional- und Lokalsorten für Westfalen-Lippe vor.
Ziel dieses Projektes ist es, die Regional- und Lokalsorten zu finden und für die Zukunft zu bewahren.