Engagement für den artenreichsten Lebensraum Mitteleuropas

30 Jahre aktiv für den Obstwiesenschutz

Vor 30 Jahren, im August 1988 fanden sich mehrere Menschen zusammen, denen die Obstwiesen am Herzen lagen. Unter Leitung von Lothar Menzel entwickelte sich daraus die Arbeitsgruppe Obstwiesenschutz des NABU Münster. Am Anfang stand die Idee, diesen wichtigen Bestandteil der Münsterländer Parklandschaft zu bewahren und die Schaffung neuer Streuobstwiesen, als Lebensraum für viele Tierarten, die sonst in der intensiv genutzten Landschaft kein Rückzugsgebiet hätten.

 

Alles begann im Winter ´88 auf der Streuobstwiese Messing in den Rieselfeldern. Unter Anleitung von Herrn Engel – Obstbauberater der Landwirtschaftskammer   wurde der Pflegeschnitt an den Altbäumen zur Verlängerung der Lebenserwartung durchgeführt. An vier aufeinanderfolgenden Samstagseinsätzen wurden die Bäume nach 30 Jahren erstmals wieder geschnitten.

 

Im Sommer wurden die Wiese gemäht und geheut. Nach jedem Arbeitseinsatz bewirtete Frau Messing die Mitglieder der AG mit Spiegeleiern und Kaffee. Diese Messing-Wiese konnte der NABU Münster dann 1991 pachten. Noch heute mähen hier die ehrenamtlichen Helfer die Wiese, schneiden die hochstämmigen Obstbäume, pflanzen neue Obstbäume nach und ernten das Obst.

 

 

Natürlich stand damals für die Mitglieder des NABU Münster der Erhalt dieses ökologisch so wertvollen Lebensraumes im Vordergrund. So versuchten die AG-Mitglieder gemeinsam mit dem BUND an Infostände auf die Gefährdung der Obstwiese Am Guten Hirten durch den Bebauungsplanentwurf „Sportzentrum Münster Ost“ aufmerksam zu machen. Am 8. Juli 1991 wurden 900 Unterschriften für deren Erhalt gesammelt. Dass das Engagement der Streuobstaktivisten, das bis weit in die 1993er Jahre andauerte, wenig genützt hat, zeigt der kümmerliche Rest der Obstwiese am Rande des Sportzentrums Münster Ost.

Es gab Landwirte, die stolz auf ihre Wiesen waren, die schon seit Generationen zum Hof gehörten und das Gefühl von Heimatverbundenheit gaben. Das Vertrauen Münsterländer Bauern zu gewinnen war jedoch nicht immer ganz einfach, aber mit der Zeit fanden sich doch etliche, die bereit waren eine Partnerschaft mit dem NABU Münster einzugehen.


Den Naturschützern war es wichtig zu zeigen, dass sie durchaus Verständnis für die wirtschaftlichen Zwänge vieler Landwirte haben. Durch die Nutzung der Obstwiesen sollte deren Besitzern ein finanzieller Anreiz gegeben werden, diese zu erhalten. Deshalb begann der NABU Münster als einer der ersten Naturschutzverbände in NRW 1990 mit der „Versaftung“ von Streuobstäpfel - mit der imposanten Menge von 4,5 Tonnen.

 Während die Keltereien nur einen geringen Betrag für Äpfel zahlten, entwickelte der NABU das „Aufpreismodell für Streuobst“, d. h. es sollte ein fairer Preis für das Obst gezahlt werden, der den erhöhten Aufwand bei der Ernte und in der Streuobstwiesenpflege entlohnt. Damals bekam der Obstwiesenbesitzer für 100 kg Äpfel 30 DM, heute sind es 20 – 25 Euro für die gut sortierten Früchte, die in den leckeren Streuobstwiesensaft des NABU Münster kommen.

 

 

Die Helfer aus der AG Obstwiesenschutz beim NABU Münster sind auch nach 30 Jahren noch hochmotiviert, wenn es darum geht das Obst zu ernten, bei den Apfelannahmen anzupacken, Wiesen zu mähen, Obstbäume zu pflanzen oder zu schneiden sowie die Baumscheiben frei zu halten.

 

Feste wie das „Münsteraner Obstblütenfest“ oder der „Münsterländer Apfeltag“, die Auslobung der Apfelsorte des Jahres im Münsterland oder die Wahl der Apfelprinzessin wären ohne die ehrenamtliche Hilfe gar nicht möglich.

Geändert hat sich die Zusammensetzung der AG-Mitglieder. Haben vor 20 Jahren überwiegend Studenten den Schreibtisch gern gegen den Sitz hoch oben in den Obstbäumen getauscht, so sind heute überwiegend Berufstätige im Obstwiesenschutz aktiv, um auf der Obstwiese Kraft zu tanken und leckeres Obst zu ernten. Dabei bietet die Obstwiese ein spannendes Forschungsgebiet mit einer Biodiversität, die es sonst im landwirtschaftlich geprägten Münsterland nicht gibt – also viele Themen für eine Bachelor- oder Masterarbeit.