Jungeulenzählung 2014

 

Steinkäuze und Schleiereulen werden als Kulturfolger bezeichnet, da diese beiden Eulenarten sich im Laufe der Zeit an das Leben in der Nähe der Menschen und deren landwirtschaftlich genutzte Flächen angepasst haben und in gewisser Weise davon abhängig sind. Doch aufgrund der sich während der letzten 50 Jahre zu ihrem Nachteil stark verändernden Kulturlandschaft (dazu später), gingen Nahrungsgründe und Brutplätze verloren, die Eulenpopulationen nahmen bedenklich stark ab. Seit ca. 30 Jahren versuchen Mitglieder des NABU und anderer Artenschutz-Organisationen die Bestände zu erhalten und soweit zu stabilisieren, dass diese Eulen nicht länger zu den bedrohten Vogelarten zählen müssen. Um den Verlust natürlicher Nistmöglichkeiten auszugleichen, verwenden sie künstliche Nisthilfen, die an noch geeigneten Plätzen in Bäumen aufgehängt oder an bzw. in Schuppen angebracht werden.

Wie in den Jahren zuvor machten sich Ende Mai/Anfang Juni die Eulenschützer auf, um die Bestände von Steinkäuzen und Schleiereulen zu kontrollieren.

Ausgerüstet mit entsprechend fester Kleidung, Leiter und Taschenlampe, suchten die Münsteraner Eulenschützer die künstlichen Nisthilfen auf und zählten die darin enthaltenen Jungvögel.

 

Während sich noch im vergangenen Jahr aufgrund des langwierigen Winters die Zählung hinzog (anfangs vornehmlich Eierzählung mit späteren Nachkontrollen, siehe Bericht 2013), brüteten sowohl die Steinkäuze als auch die Schleiereulen dieses Jahr aufgrund des lauen Winters und früh einsetzenden Frühlings außerordentlich zeitig und zeitgleich; waren die Jungvögel dementsprechend weit entwickelt. So hatten die Eulenschützer in diesem Frühjahr alle Hände voll zu tun, um rechtzeitig alle Nisthilfen aufzusuchen und den Nachwuchs zu zählen.

So kam’s auch mal vor, dass statt einer stattlichen Brut nur noch ein von der Aufzucht und Erziehung erschöpftes Steinkauz-Elternpaar in der Niströhre vorzufinden war. Dann waren wir für Hinweise aufmerksamer Niströhrenbesitzer und deren Nachbarn bezüglich der gesichteten Anzahl der jungen Eulenschar sehr dankbar.

 

Übrigens – Eulen bauen keine Nester. Um das weiche morsche Holz in Höhleninneren nachzuahmen, werden die Niströhren und –kästen mit einer speziellen Streumischung ausgestaltet. Das Streu dient natürlich auch dazu, die Eulenhinterlassenschaften aufzusaugen, damit die Jungeulen nicht in ihrem Schmelz (einer Mischung aus Kot und Urin) sitzen. Dies würde ihre Federn verkleben und die Jungvögel bereits bei den ersten Flugversuchen stark beeinträchtigen. Das Streu bietet aber auch schon vorher, im Winter, den Eulen eine behagliche, kältedämmende Unterlage.

 

Für die Brutzeit im Frühjahr 2014 haben die Eulenschützer bereits seit dem Sommer 2013 neue Niströhren installiert oder alte abgenommen und durch neue ersetzt. Die alten werden regelmäßig über den Winter in der Werkstatt instand gesetzt und stehen dann, nach der Eulenzählung, für eine neue Aufhängung zur Verfügung.

 

Die Art der Bäume, in denen die Röhren aufgehängt werden, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Wichtiger sind die freien Anflugmöglichkeiten auf die Nisthilfe und das einigermaßen freie Gelände ringsum. Steinkäuze fliegen nicht viel und weit. Aber sie mögen eine freie Sicht, vielleicht noch einige benachbarte Bäume und gerne einen Holzunterstand. Dazu eine nicht zu hoch gewachsene Wiese, wo sie Mäuse, Käfer und Regenwürme erbeuten können. Hohes Gesträuch oder dichten Baumbestand meiden sie instinktiv aus Furcht vor ihren Fressfeinden wie den Waldkäuzen. Hoch bewachsene Äcker wie die quantitativ zunehmenden Maisfelder u.ä. bieten keine Nahrung bzw. keine Möglichkeit zum Fang. Daher sind Streuobstwiesen nach wie vor besonders gut geeignet. Oder Wiesen mit Pferden, Rindern, Schafen, da diese das Gras niedrig halten und mit ihren Hinterlassenschaften für Insektenschwärme sorgen – auch Nahrung für die Steinkäuze, die in ihrem Nahrungsbedarf erheblich anspruchsloser sind als die Schleiereulen, die vornehmlich auf die Mäusejagd spezialisiert sind.

Leider werden Streuobstwiesen immer seltener. Wirtschaftlich haben sie schon lange keinen Nutzen mehr und ihre aufwändige Bewirtschaftung steht in keinem Verhältnis zur günstigen Discounter-Konkurrenz. Doch wem will man dies verübeln?!

 

Aber zum Trübsalblasen hatten die Eulenschützer auch dieses Jahr (noch) keine Zeit und Notwendigkeit. Denn noch gibt es sie, die Landwirte, die ihre Obstwiesen pflegen, Rinderweiden, Pferdekoppeln oder kleine Schafsweiden haben, die Wiesen ihren Ziegen und Hühnern zur Verfügung stellen. Ihnen sei mit einigen Bildern der diesjährigen Eulenzählung gedankt.

 

 

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Der Bestand der Steinkäuze hat sich nach herben Verlusten vergangener strenger Winter wegen dank des milden Winters 2013 auf 2014 wieder einmal leicht verbessert.

 

Doch für die Schleiereulen gilt dies dieses Jahr leider wieder einmal nicht. Die Bestände nehmen weiterhin ab. Auch wenn einige Beobachtungen von aufmerksamen Landwirten auf diverse „Schleiereulen-Hochburen“ schließen/hoffen lassen; dort wo gezählt werden kann (zugängliche Schuppen, nicht zu marode Tennen), war der Befund schlecht. Viele der in den Speichern aufgehängten Schleiereulenkästen waren verwaist oder enthielten Fremdbelegungen wie Dohlen, Enten oder sogar Steinkäuze.

Die empfindlichen Eulen werden auch zukünftig nicht mit der zunehmend industriellen Landwirtschaft und dem nächtlich ansteigenden Autoverkehr klarkommen.

 

Besser verlief dieses Jahr die Turmfalkensaison, zumindest in Münsters Nordwesten. Viele Schleiereulenkästen, die in 2013 von Dohlen besetzt waren und hernach gesäubert wurden, dienten im Frühjahr 2014 jungen Turmfalken als Kinderstube.

 

Für die Eulenschützer wieder genügend Motivation, weiterzumachen.

 

 

Text und Bilder: Dr. Susanne Petschel