Botanischer Spaziergang der AG Botanik an der Werse am Samstag, den 28. April 2018

Botaniker sind poetisch veranlagte Menschen...

Jörg Frenz (links) erklärte mit poetischer Unterstützung heimische Wildpflanzen an der Werse
Jörg Frenz (links) erklärte mit poetischer Unterstützung heimische Wildpflanzen an der Werse
Die Große Sternmiere ist eine typische Art der heimischen Frühlingswälder
Die Große Sternmiere ist eine typische Art der heimischen Frühlingswälder

"Botaniker sind poetisch veranlagte Menschen!" Das meinte zumindest der Diplom-Geograph Jörg Frenz von der AG Botanik, der diese gewagte Hypothese am vergangenen Samstag, dem 28. April, bei dem von ihm geleiteten Frühlingsspaziergang an der Werse unterhaltsam untermauerte.
Empfangen wurden die Teilnehmer mit blühendem Feldsalat, einem Baldriangewächs und in Hessen aufgrund seines Geschmacks auch als "Nüsschen" bekannt. Die kleinen Blattrosetten werden dort meist mit Saure-Sahne-Soße zubereitet.
Die länglichen Blütenstände des Wiesen-Fuchsschwanzes, einer großen, früh blühenden Grasart, fielen als nächstes ins Auge. Öffnen sich die Blüten, wirken sie durch herausragende Staubbeutel rotbraun, so dass die Namensgebung gut nachvollziehbar ist. Jörg Frenz sorgte mit einem Reim dafür, dass man den sich sehr weich anfühlenden Blütenstand nicht so schnell vergisst:
"Es hat nicht so viel' Tag das Jahr,wie der Fuchs am Schwanz hat Haar'."
Große Bestände von Giersch - ein im Garten als "Unkraut" gefürchteter Stickstoffzeiger - am Wegesrand animierten den Exkursionsleiter sogleich zu einem weiteren poetischen Diskurs:
"Geht der Jäger auf die Pirsch,muss er meistens durch den Giersch."
Der Giersch ist ein Doldenblütler, der durch seinen dreieckigen Blattstiel gut erkennbar ist. Und wenn der Gartenbesitzer aus der Not - bzw. dem "Unkraut" - eine Tugend machen möchte, kann er ihn als kostenloses Gemüse ernten und wie Spinat zubereiten. Sein Geschmack erinnert an Möhre und Petersilie, mit denen er verwandt ist.
Die Pflanzengesellschaft an der Werse entspricht am ehesten einem Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald, wobei dort auch zahlreiche Rot-Buchen mit charakteristisch glatter Rinde anzutreffen sind. Sie bevorzugen leicht erhöhte Standorte, da sie Staunässe nicht vertragen. Als "Baum der bürgerlichen Mitte " (Jörg Frenz) meidet die Rot-Buche generell die Extreme.
Auch dass (O)Leander ein schöner Mann mit zweifelhaftem Charakter sei, lernten die Exkursionsteilnehmer an diesem Nachmittag. Wie das heimische "blaublütige" Kleine Immergrün, das an vielen Stellen an der Werse wächst, gehört Oleander, eine Zierpflanze aus der Mittelmeerregion, zu den Hundsgiftgewächsen. Beide Arten sind sehr hübsch anzusehen - aber eben auch sehr giftig.
Trotz dieser "Gefahr" kehrten alle Teilnehmer wohlbehalten und in bester Stimmung von der Exkursion zurück - kein Wunder, wurden sie doch gut behütet von den "Wächtern der Wege", wie eine Teilnehmerin - angesteckt von der poetischen Stimmung - Spitz- und Breit-Wegerich bezeichnete. Diese beiden Arten gedeihen auch auf verdichteten Böden, wie sie auf und an Wegen zu finden sind.


Text und Bilder: Exkursionsteilnehmerin Britta Ladner