Die mit Satellitenaufnahmen messbaren Kunstlicht-Emissionen sind an vielen Orten im Münsterland seit Jahren stark steigend.
Die Umstellung der Beleuchtung auf kostengünstige LED-Technik hat seit 2012 kaum Energieeinsparungen gebracht, sondern allerorts zur Inbetriebnahmen von immer mehr Außenleuchten geführt. Selbst
in den weitläufigen ländlichen Regionen des Münsterlandes wird es mittlerweile nirgendwo mehr richtig dunkel.
Zudem trägt die zunehmende Lichtverschmutzung zur Klimaerwärmung bei.
Aus „Fotografischer Sicht des VIIRS-Satelliten“ (www.lightpollutionmap.info
-> siehe VIIRS –Daten 2020) besteht das Münsterland aus ca. 60 kommunalen Lichtemissionsinseln in einem wenig besiedelten, intensiv landwirtschaftlich genutzten Umfeld.
Die nächtlichen Lichtemissionsinseln sind von hellen Kunstlichtglocken in der Atmosphäre überlagert.
Innerörtlich werden starke Emissionen u.a. durch beleuchtete Werbetafeln, Anstrahlung von Gebäuden und Flutlichtanlagen erzeugt.
An den sich ausweitenden Siedlungsrändern kommt es durch starkes, vielfach nach oben abgestrahltes Licht, auch durch Gartenbeleuchtung, zu starken Steigerungsraten der Emissionsmesswerte.
Die Flächen der Lichtglocken breiten sich mittlerweile weit über die emittierenden Siedlungsbereiche aus ins ländliche Umland und erhellen selbst dort die Nacht, wo es eigentlich dunkel wäre.
Es wird heute selbst in den ländlichen Gebieten des Münsterlandes nicht mehr richtig dunkel.
Auf Sicht droht der weitgehende Verlust der nächtlichen Lebensräume in den schutzwürdigen münsterländischen Feld-, Flur- und Waldgebieten.
Da ca. die Hälfte aller regionalen Insektenarten und Wildtiere auf die Nacht als Lebensraum angewiesen sind, werden diese mittlerweile auch durch Lichtverschmutzung existenziell bedroht. Nach
Einschätzung des BfN werden 33% aller anfliegenden Insekten an und um Lampen geschädigt oder kommen zu Tode.
Überall, wo sich durch Kunstlicht-Emission die natürlichen Lebensbedingungen ändern, gibt es Arten, die sich anpassen können oder sogar davon profitieren. Als Folge ist neben dem Rückgang der
Insektenpopulation eine entsprechende Änderung im regionalen Artenmix beobachtbar. Der große Verlierer ist in jedem Fall die Artenvielfalt.
Den umfangreichsten Beitrag zur Bestäubung leisten Wildbienen, gefolgt von mehr als 3000 Schmetterlingsarten. Von diesen sind 90% nachtaktiv. Tagaktive Insekten können schon heute in stark
betroffenen Regionen das Bestäubungs-Defizit nicht kompensieren.
Auch in den menschlichen Genen ist der tägliche Hell-/Dunkelrhythmus fest verankert und steuert lebenswichtige Prozesse wie Zellreparatur und Regeneration. Durch zu viel künstliches Licht zur
falschen Zeit geraten alle Lebewesen aus dem Takt. Insbesondere, wenn es nachts keine wirklich dunklen Rückzugsorte gibt.
Die Münsterländer machen bei der Eindämmung der Lichtverschmutzung mit, sparen so noch CO2 und leisten damit einen Beitrag zur Bewahrung ihrer ländlichen Lebensräume, Natur- und Erholungsgebiete.
Nebenbei erhalten sie den Rest ihres schönen Sternenhimmels…..oder bekommen ihn sogar irgendwann in alter Pracht zurück.
Auf der Website der eGmbH paten-der-nacht sind nachfolgende aktuelle Unterlagen zum Download bereitgestellt:
https://www.paten-der-nacht.de/wp-content/uploads/2021/06/Besteht-eine-kommunale-Strassenbeleuchtungspflicht.pdf
https://www.paten-der-nacht.de/wp-content/uploads/2020/01/Empfehlung_Strassenbeleuchtung.pdf
Auf der Seite der Sternfreunde Münster gibt es den aktuellen Lichttechnischen Leitfaden des BfN:
https://www.sternfreunde-muenster.de/content/bfn543.pdf
Ganz wichtig -> die tolle NABU-Website "Lebensraum Kirchturm-Konflikte":
https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/lebensraumkirchturm/190826-nabu-info-lebensraum-kirchturm-konflikte.pdf
Martin Vogel, Telefon: +49 251 3220 3730