Alle Europäischen Fledermausarten sind an den Wechsel von Warm- und Kaltperioden angepasst und kommen daher auch mit den für mitteuropäische Verhältnisse milden Winterepisoden gut zurecht.
In der Regel halten Fledermäuse Winterschlaf - das heißt sie fallen regelmäßig in längere Lehtargieperioden (Torpor), die bis zu 30 Tagen anhalten können. Dabei senken sie ihren Herzschlag, die Atmung und die Körpertemperatur und sparen so Energie. Der Winterschlaf ist eine Anpassung an die Nahrungsknappheit im Winter. Viele Insekten fallen ebenfalls in Winterstarre oder überdauern als Ei, Larve oder Puppe. Die Fledermäuse haben somit keine Möglichkeit, an Beute zu gelangen.
Während ihrer Winterlethargie wachen Fledermäuse jedoch immer mal wieder auf, um zum Beispiel ihren Hangplatz zu ändern, senken aber nach kurzer Zeit wieder ihren Herzschlag, die Atmung und die Körpertemperatur und kehren zurück in ihre Lethargie. Bei den Fledermäusen gibt es unterschiedliche „Schläfer“:
Die einen, wie die Wasserfledermäuse, fliegen früh im Oktober in ihre Winterquartiere ein (alte Brunnen, Stollen, Bunker, Keller, natürliche Höhlen) und verbringen an tiefen Hangplätzen bei relativ stabilen Temperaturen um die 8°C den gesamten Winter, bis sie im März/April wieder ausfliegen. Andere Fledermäuse, wie die Zwergfledermaus, das Braune Langohr oder die Fransenfledermaus, fliegen sehr spät in ihr Winterquartier ein und wachen auch häufiger auf. Während milder Wetterphasen sind sie sogar draußen aktiv. Diese Arten haben in der Regel auch verschiedene Winterquartiere, sogenannte Zwischenquartiere, in denen sie mildere Phasen verbringen (Bäume, Gebäude) und erst bei sinkenden Temperaturen in andere, frostsichere Quartiere wechseln (Bunker, Höhlen, Brunnen). Daher kann man auch im Winter tagsüber, zwar selten, Tiere dieser Arten beobachten, die z. B. zwischen ihren Quartieren wechseln oder versuchen, ein paar Insekten zu erhaschen.
Für den Großteil der Fledermausarten gibt es mitten im Winter, auch bei milden Temperaturen, wenig zu fressen. Fransenfledermäuse hingegen, die normalerweise Falter und Fliegen erbeuten, weichen im Winter auf andere Insektengruppen aus, wie Ohrenkneifer, Spinnen, Hundertfüßer oder Raupen, die auch bei kälterer Witterung aktiv sind. Zwergfledermäuse sind auch schon mit den wenigen Insekten zufrieden, die in den Ortschaften bei milder Witterung zu finden sind.
Im Vergleich zu unserem Nahrungsbedarf bzw. Kalorienverbrauch, erscheint uns der Bedarf bei Fledermäusen sehr gering. Schon das, was eine durchschnittliche Person an einem Weihnachtsessen an Kalorien verputzt, genügt, um 166 Fledermäuse über den Winter zu bringen.
Aufgrund ihres hohen Stoffwechsels müssen Fledermäuse jedoch viel fressen, um sich genug Speck für den Winter anzufressen. Denn das Aufwachen verbraucht viel Energie. Die Tiere müssen ihre Herzrate wieder erhöhen, durch Zittern Wärme erzeugen, um die Muskeln wieder in Gang zu bringen und die wichtigen Systeme wieder hochzufahren. Häufiges Aufwachen kann daher dazu führen, dass Fledermäuse stark geschwächt werden und den Winter nicht überleben.
Daher ist für die meisten Fledermäuse eher gefährlich, zu früh aus dem Winterschlaf zu erwachen. Schon zwei Wochen früher im März zu erwachen, kann für eine Wasserfledermaus bedeuten, dass sie in eine Landschaft fliegt, die noch nicht genug Insekten bereithält. Die Gewässer sind noch zu kalt und es schwärmen noch keine Wasserinsekten, die ihnen als Nahrung dienen und helfen, ihre verbrauchten Reserven wieder aufzufüllen.
Wenn doch mal ein Fledermaus im Winter gefunden wird, die lethargisch wirkt, sollte ein Fledermausexperten zu Rate gezogen werde. Information dazu finden sie auf der Seite der
AG Fledertierschutz Nabu Münster oder auf
www. fledermausschutz.de.
Frauke Krüger (NABU Münster)