Enziane in der Davert? Was wie ein Druckfehler oder ein Aprilscherz anmutet, ist blühende Wirklichkeit am westlichen Rand der Davert.
Davon überzeugten sich am vergangenen Wochenende die ehrenamtlichen Botaniker des NABU Münster unter Leitung von Dr. Thomas Hövelmann. "Wir haben mehr als 100 blühende Exemplare des Lungen-Enzians gezählt", so der Leiter der AG Botanik des NABU Münster.
Der Lungen-Enzian ist eine heimische Art feuchter Heiden und nährstoffarmer Magerweiden. Bis vor wenigen Jahrzehnten war er noch im Münsterland häufig und auch in der Davert verbreitet. Durch die
Entwässerung und Düngung seiner Wuchsorte ist er heute nur noch an wenigen Stellen im Münsterland heimisch, die zumeist als Naturschutzgebiete geschützt sind. Nach der Roten Liste der gefährdeten
Pflanzenarten in NRW gilt er als stark gefährdet.
Daher freuen sich die Naturschützer umso mehr über die Vorkommen in der Davert. Dabei hatten sie nämlich der Natur etwas unter die Arme gegriffen: "Der Lungen-Enzian und auch weitere seltene
Pflanzenarten sind mit Hilfe von Mahdgutübertragung auf die Fläche gebracht worden", weiß Hövelmann.
In Rahmen der Renaturierung einer ehemals gärtnerisch genutzten Fläche am Westrand der Davert hatte die NABU-Naturschutzstation Münsterland unter Leitung von Andreas Beulting den nährstoffreichen
Mutterboden abtragen lassen und Mahdgut aus einem Naturschutzgebiet im Kreis Steinfurt aufgetragen, das bei der notwendigen Pflegemahd angefallen war.
Neben dem Lungen-Enzian wachsen nur drei Jahre später zahlreiche seltene und charakteristische Arten wieder auf ihrem natürlichen Standort. "Wir haben während einer einzigen Begehung 14
gefährdete Pflanzenarten gefunden, darunter Raritäten wie zwei Arten des fleischfressenden Sonnentaus und den seltenen Englischen Ginster", freut sich Hövelmann über den Erfolg der
Naturschutzmaßnahme.
Den Fundort der geschützten Pflanzenart hält der NABU jedoch geheim: das Verlassen der Wege ist im Naturschutzgebiet leider nicht gestattet.