Die AG Botanik in den Tropenhäusern des Botanischen Gartens Münster

Wo der Pfeffer wächst

Emilia May (rechts) erklärt den Besuchern der AG Botanik die Lebensbedingungen tropischer Pflanzen im Urwald
Emilia May (rechts) erklärt den Besuchern der AG Botanik die Lebensbedingungen tropischer Pflanzen im Urwald

 

 Eigentlich steht "Wo der Pfeffer wächst" ja für "weit weg" - die AG Botanik musste dafür aber am vergangenen Sonntag, den 18. Februar 2018, nicht sehr weit reisen: mit einer Führung unter der Leitung von Emilia May, die vor ihrem Studium der Landschaftsökologie eine Ausbildung als Gärtnerin in den Tropenhäusern des Botanischen Gartens Köln gemacht hatte, durch die Tropenhäuser des Botanischen Gartens der Universität Münster lernten die rund 20 Teilnehmer eine ganze Reihe tropischer Pflanzen, ihre menschliche Nutzung und ihrer Überlebensstrategien kennen. 
Auch wenn der feucht-warme tropische Regenwald auf den ersten Blick perfekte Wuchsbedingungen für Pflanzen darstellt, herrscht auch hier ein harter Konkurrenzkampf unter den Arten und gibt es Sonderstandorte mit durchaus lebensfeindlichem Kleinklima. So wächst der Bambus bis zu 20 cm am Tag, um möglichst schnell einen Platz an der Sonne zu ergattern. Die Würgefeige lässt erst fadendünne Luftwurzeln herab, nachdem sie sich auf einem Ast angesiedelt hat, die dann nach Bodenkontakt stammförmige Stützen bilden und den Wirtsbaum zum Absterben bringen. Viele sogenannte "Aufsitzerpflanzen" leben in Blattachseln oder auf Ästen von Bäumen hoch oben in der Kronenregion, benötigen dort aber Schutzmechanismen gegen Trockenheit.
Viele Arten im Regenwald sind für den Menschen nützlich: so wächst der "Baum der Reisenden" Ravenala madagascariensis, ein Strelizien-Gewächs aus Madaskar, fast immer in Ost-West-Richtung, bietet so Orientierung und bei Bedarf aus den abgeschnittenen Blattstielen auch frisches Trinkwasser. Die nahrhaften Früchte der Dattelpalme liefern Proviant für lange Reisen: Beduinen in Nordafrika kommen traditionell mit nur fünf Datteln am Tag aus bei ihren weiten Reisen mit der Karawane.
Der Coca-Strauch ist zwar als Grundstoff für Kokain berüchtigt, die gekauten Blätter sind aber bei den Indios der Anden beliebt und wirksam als Schutz gegen die Höhen-Krankheit. Bei der Vorstellung des Maniok zauberte Emilia sogar eigens selbst gebackene, leckere Brötchen aus Maniokmehl hervor, die in der brasilianischen Heimat ihrer Familie als "Pão de queijo“ ein beliebtes Grundnahrungsmittel sind. Weitere Nutzarten, die im Botanischen Garten zu finden sind, kennt man aus der heimischen Küche, z.B. Banane, Erdnuss, Vanille, Kakao, Kokos, Tamarinde, Süßkartoffel, Piment, Kaffee, Ananas - und eben der Pfeffer Piper nigrum. So weit muss man als gar nicht fahren, wenn es heißt: "Wo der Pfeffer wächst..."

 

Für eine vergrößerte Ansich auf ein Bild klicken. Bilder: Thomas Hövelmann