Jährliche Bestandsaufnahme der AG Botanik im "Sanktuarium"

Schutzraum für die Natur

 

Ein sanctuarium, einen Schutzraum, für die Natur vor dem Menschen schuf der niederländische Künster Herman de Vries als Beitrag zur Ausstellung Skulptur.Projekte in Münster 1997. Die 2,65 m hohe und 14 m im Durchmesser messende Mauer an der Einsteinstraße umschließt ein kleines Stück Natur, die dort nach dem Konzept des Künstlers – selbst ein studierter Biologe – vom Menschen unbeeinflusst wachsen können soll. Der Künstler will mit seinem Beitrag inmitten einer stark vom Menschen geprägten Parkanlage darauf aufmerksam machen, wie schutzbedürftig die Natur mittlerweile ist und wie wenig Möglichkeit sie ansonsten zum ungestörten Wachstum hat. Eine Sanskrit-Inschrift am oberen Rand weist auf die Vollkommenheit der Natur hin. Die mittlerweile wild wuchernden Graffiti an der Außenseite unterstreichen den Kontrast Mensch-Natur noch.

Seit dem Bau des Kunstwerks 1997 verfolgt die AG Botanik den Fortschritt der Natur und dokumentiert jeweils Mitte Oktober, welche Pflanzenarten in diesem städtischen Miniatur-Schutzgebiet vorkommen, so auch am vergangenen Sonntag, 18.10.2015. Das ermöglichen die ovalen Öffnungen, die an allen vier Himmelsrichtungen in das Bauwerk eingelassen sind. In den 18 Jahren, die das Objekt inzwischen steht, sind einige Bäume bereits deutlich über die Mauer hinausgewachsen.

Da die AG Botanik das Wachstum im sanctuarium von Beginn an begleitet hat, gibt es einen interessanten Überblick über die Entwicklung der Arten und ihre Zusammensetzung. Im ersten Jahr wuchs dort noch – eigentlich entgegen der ursprünglichen Konzeption – eine Wildblumenmischung, die bereits nach wenigen Jahren von mehrjährigen Stauden abgelöst wurde. Nach drei Jahren siedelten sich dann die ersten Gehölzarten an, teilweise auch fremdländische Arten aus dem angrenzenden Schlosspark.

Die Artenzahl stieg in den ersten Jahren an, erreichte nach sechs Jahren mit mehr als 40 Arten ein Maximum und geht seitdem stark zurück. Seit etwa 2007 waren dort nur noch einige konkurrenzstarke Hochstauden wie Große Brennnessel, Gemeiner Beifuß und Brombeere im Gebüsch aus Esche, Hasel, Ahorn und Hartriegel zu entdecken. In den letzten Jahren hat sich die Artenzahl auf niedrigem Niveau eingependelt und auch die Zusammensetzung bleibt konstant (siehe Grafik).


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